Galápagos - Zoo ohne Zäune
19.04.2010 - 29.04.2010
28 °C
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Die Reiseroute
auf Daggi.Oli's Reise-Karte.
Nachdem die Veröffentlichung der "Entstehung der Arten" von Charles Darwin letztes Jahr ihr 150-jähriges Jubiläum feierte und Darwin wieder in aller Munde war, lassen wir es uns nicht nehmen, auf seinen Spuren zu wandeln und besuchen den wohl berühmtesten Ort seiner Reise. Rund 1000 km vor der ecuadorianischen Küste im Pazifik liegen die 70 Inseln des Galápagos-Archipels. 18 sind für Touristen zugänglich, rund 30.000 Einwohner verteilen sich auf fünf Inseln, wobei allein in Puerto Ayora auf Santa Cruz 20.000 Menschen leben.
Dort angekommen bietet sich dem Besucher ein etwas anderes Bild als das aus BBC Reportagen gewohnte. Einwohner, Touristen und Schiffe dominieren. Trotz Reglementierung scheint sich eine ungebremste Masse Naturbegeisterter durch das Inselreich zu schieben. Also auch wir. Innerhalb unsere achttägigen Schiffsrundfahrt besuchen wir Santa Cruz, Santa Fe, Española, Floreana, Seymour, Genovesa und Bartolomé.
Die Eindrücke sind in der Tat faszinierend. Die Tiere kennen keinerlei Scheu vor dem Menschen. Das beginnt schon in Puerto Ayora, wo Seelöwen gerne vor Anker liegende Fischerboote und die Bänke am Hafenkai okupieren, oder harmlosen Touristen die Strandplätze streitig machen.
Auch lokale Fischverkäufer sind beliebte Opfer:
Brütende oder balzende Blaufusstölpel und Fregattvögel lassen sich nicht durch die Besuchergruppen stören.
Die Inseln dürfen nur in Gruppen von max. 16 Gästen je Führer betreten werden. Unser kleiner Kahn "Golondrina" fasst gerade diese Zahl, wobei wir nur mit 14 Gästen besetzt sind, da zwei Passagiere es aufgrund der Aschewolke nicht aus Europa raus geschafft haben. Das macht die Besuche auf den Inseln noch recht intim. Die grössten Schiffe, die unterwegs sind, fassen bis zu 120 Gäste plus 70 Leute Besatzung. Einen Vorteil bieten diese grossen Schiffe jedoch: Sie schaukeln deutlich weniger als unsere Nussschale.
Jedes Mal, wenn wir unterwegs sind, heisst es Pille schlucken und am besten hinlegen. Dann geht es eigentlich ganz gut. Auch in dieser Beziehung folgen wir also Charles Darwin, der sich anscheinend während der Jahre seiner Weltumsegelung buchstäblich einmal rund um den Globus gekotzt haben soll. Wir schliessen uns seiner Meinung zu Schiffen an!
Unsere Kabine ist direkt neben dem Maschinenraum unten im Schiff. Zu dem Geschaukel kommt also noch der Motorenlärm. Da wir meist nachts fahren, schlafen wir nicht viel. Unser Guide, der seit 20 Jahren dieser Beschäftigung nachgeht, gesteht, dass auch er noch immer seine Schwierigkeiten hat, was uns ein wenig beruhigt. Gut, dass es mit dem Flieger weiter nach Australien geht.
Die Reise beginnt gleich am zweiten Tag mit einem Highlight: Beim Schnorcheln entdecken wir eine grosse Meeresschildkröte, die direkt auf mich zuschwimmt, ca. 50 cm vor mir zum Luftholen auftaucht und dann langsam fortgleitet. Kurze Zeit später springen wir vom Boot mitten in einen Schwarm von rund zehn Adlerrochen. Mit bis zu 2 m Spannweite bewegen sich die Fische überraschend schnell vorwärts und wir können nur 30-60 Sekunden mithalten. Diese kurze Zeit war jedoch ein sagenhaftes Erlebnis.
Einen Tag später, auf Española, hoffen wir auf startende und landende Albatrosse. Diese Glück haben wir jedoch nicht. Es sind zwar schon einige Weibchen vor Ort, diese warten aber am Boden auf die Männchen, die später ankommen. Albatrosse treffen sich jedes Jahr mit dem gleichen Partner am gleichen Ort zur Paarung.
Nachmittags wartet dann noch ein selten zu beobachtendes Schauspiel auf uns: In etwa 40 handtellergrosse, frisch geschlüpfte Meeresschildkröten rudern über den Strand in Richtung Meer. Leider schaffen nur die ersten den Weg unbeschadet. Innerhalb kürzester Zeit werden auch Pelikane und Fregattvögel aufmerksam und freuen sich über die leichte Beute. Im Meer warten dann weitere Fressfeinde auf die Kleinen. Nur etwa 3% schaffen es ins Erwachsenenalter. Eine Meeresschildkröte legt im Schnitt 140 Eier verteilt auf 3-4 Nester.
Der nächste Tag, Floreana, hat die Höhepunkte wieder eher unter Wasser zu bieten. Beim Schnorcheln rund um einen Vulkankrater namens La Corona del Diablo sehen wir vier Weissspitzenhaie und wieder zwei Adlerrochen. Leider sind die Hammerhaie, auf die wir gehofft hatten, nicht anzutreffen. Aber auch ohne diese Besonderheit ist das Schnorcheln traumhaft. Dass Wasser wimmelt nur von bunten Papageienfischen, Seesternen und anderen Fischen, von denen wir nur die englische Bezeichnungen kennen: Giant Damselfish, Blue Striped Snapper, Burrito Grunt, Moorish Idol, King Angelfish, Streamer Hogfish, Large Banded Blenny und Reef Cornetfish. Jetzt sind die Taucher unter euch gefordert, die deutschen Bezeichnungen zu kommentieren. Auch die verspielten Seelöwen sind im Wasser klasse. Nähert man sich einem, rast dieser gerne ein paar Mal um den Taucher herum, guckt, und schwimmt dann weg.
Die kommenden Inseln bieten in erster Linie riesige Mengen von Seevögeln: Blau- und Rotfusstölpel, Fregattvögel, Gabelschwanzmöven und vieles mehr.
Auf Bartolomé ist der vulkanische Ursprung des Archipels sehr eindrucksvoll zu sehen.
Auch auf Santa Cruz gibt es hierfür Zeugnisse. Manchmal erhärtet die Lava aussen, während der Strom im Inneren weiterfliesst. Dadurch entstehen Tunnel. In der Nähe von Bellavista kann ein insgesamt 2 km langer Lavatunnel besichtigt werden. Am Ende unsere Bootstour tut es gut, solche Ausflüge mal wieder auf eigene Faust zu unternehmen.
Als Anregung für zukünftige Galápagosbesucher: Man gewinnt den Eindruck der Inseln und Tiere bereits auf einer fünftägigen Bootstour. Das übrige Geld könnte dann in einen mehrtägigen Besuch der Insel Isabela mit Landausflügen und in Tauchgänge investiert werden.
Zum Abschluss noch ein paar mehr Fotos, um auf den Geschmack zu kommen:
Eingestellt von Daggi.Oli 18:42 Archiviert in Ecuador Tagged round_the_world
Beneidenswert !!! Danke für die schönen Bilder. Gibt`s auch Ton ?!
von MIchael Rubner