Reise blog von Travellerspoint

Wandern bei San Gil und Barichara

Der Camino Real Lengerke

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San Gil gilt als Zentrum aller Outdooraktivitäten in Kolumbien. Alles ist hier möglich: Rafting, Kayaking, Paragliding, Caving, Abseiling (kein Witz!) und vieles mehr. Wir entscheiden uns für eine altmodische Wanderung.

Zuvor müssen wir noch eine Nacht in San Gil in einem winzigen Zelt verbringen. Es scheint eher für Angehörige andiner Kulturen entworfen zu sein, unsere europäischen Füße finden jedenfalls keinen Platz mehr und müssen die Nacht außerhalb verbringen. Wir hatten eigentlich ausnahmsweise eine Reservierung vorgenommen, die Hostelbetreiberin kann sich bei unserer Ankunft allerdings an keinen Anruf erinnern... deshalb die Nacht im Garten des Hostels.

Abgesehen von den kalten Füßen lohnt San Gil den Besuch. Die Stadt ist mit rund 50.000 Einwohnern noch klein genug, um Charme zu besitzen und man verbringt leicht ein paar Tage länger als ursprünglich geplant.

El Camino Real Lengerke – von Barichara nach Los Santos

Wir gehen von San Gil aus auf eine dreitägige Wanderung auf dem historischen Camino Real Lengerke, ein vor Jahrhunderten von der indigenen Bevölkerung angelegter gepflasterter Weg, der Mitte des 19. Jahrhunderts für den deutschen Ingenieur Geo von Lengerke restauriert wurde, damit dieser sein Handelsnetz weiter ausbauen konnte. Geo von Lengerke musste 1852 aus Deutschland fliehen, da er in einem Duell einen anderen Mann getötet hatte. Nach seiner Ankunft in Kolumbien wurde er zu einem einflussreichen Großgrundbesitzer und Handelsherren.

Wir beginnen den Weg im für uns schönsten kolonialen Städtchen Kolumbiens, das wir besichtigen, in Barichara. Das gesamte Dorf besteht aus rund 300 Jahre alten gepflasterten Straßen und weißen Häusern mit roten Dächern. Da Barichara 1978 zum Nationalmonument erklärt und seitdem viel Arbeit in die Instandhaltung gesteckt wurde, sieht alles fast so aus wie am ersten Tag. Das von diesem Erscheinungsbild viele Film- und Fernsehproduktionen angezogen werden, können die folgenden Bilder vielleicht verdeutlichen:
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Leider kommen wir nicht in den Genuss, die oben bereits erwähnten hormigas culonas in einem Feinschmeckerrestaurant in Barichara zu probieren, da wir bereits vormittags dort sind und noch rund fünf Stunden Wanderung vor uns liegen. Der Weg führt zunächst in ein Tal hinab und durchgängig gepflastert etwa neun Kilometer weiter nach Guane.
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Guane ist noch wesentlich kleiner als Barichara, auch kolonial und hat natürlich auch einen alten Platz mit alter Kirche.
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Der Weg führt vorbei an Tabakplantagen weitere drei Stunden nach Villanueva, das, wie der Name schon sagt, nicht so alt ist, wie die zuvor besuchten Orte und daher auch bei weitem nicht so schön.
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In Villanueva übernachten wir, um am folgenden Tag den nächsten Abschnitt bis Jordan zu gehen. Hier wird es landschaftlich spektakulärer. Der letzte Streckenabschnitt führt 900 Meter tief in einen Canyon.
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Das eigentliche Abenteuer beginnt aber nach sechs Stunden Wanderung in Jordan selbst. Dort gibt es nämlich nichts außer eine Straße,
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einem Platz
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und einer Brücke
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Dort angekommen wendet man sich vertrauensvoll an die Señora im ersten Haus nach der Hängebrücke, deren Spanisch wir leider überhaupt nicht verstehen. Zum Glück versteht sie uns wenigstens und so bekommen wir von ihr etwas zu essen und dürfen duschen. Sie kann auch einen Platz zum Schlafen organisieren und wir glauben zu verstehen, dass dort, wo immer das auch sein mag, aktuell ziemlich viele Leute seien und man uns in einem Saal zwei Betten organisieren könne.

Nach einer Weile hilflosen Herumsitzens bei ihr wird uns gesagt die Unterkunft sei in einem Haus gegenüber der Polizeistation. Besagtes Haus mit grünem Anstrich ist oben auf dem Foto der Straße zu erkennen. Als wir dort ankommen sieht es genauso verlassen aus und es könnte auch jedes beliebige andere Haus sein. Immerhin steht die Tür ein wenig offen und wir treten vorsichtig ein. Was wir sehen, sieht nicht gerade wie ein Saal aus. Betten stehen auch nicht herum, dafür ein Motorrad, Säcke mit Tabakblättern und diverse andere Dinge, die wir eher in die Kategorie Müll einordnen. Immerhin treffen dort jemanden an, den wir fragen können. Auch er ist nicht zu verstehen, sagt irgendetwas von der Señora im ersten Haus nach der Hängebrücke und verschwindet nach unserem Gespräch für gute 20 Minuten. Irgendwann kommt er zurück und meint die Betten würden bald gebracht werden und wir wären schon richtig bei ihm im Haus. Irgendwann kommen die Betten und wir haben unser Nachtlager:
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Das war nicht der erste Moment während dieser Reise, in dem wir uns ein eigenes Zelt gewünscht haben.

Am nächsten Morgen stehen wir sehr früh auf und machen uns gegen sechs Uhr auf den Weg, um die letzte Etappe nach Los Santos, wo wieder Busse verkehren, anzugehen. Der Weg führt auf der anderen Seite des Canyons steil nach oben.
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Belohnt wird man mit einem tollen Blick auf Jordan.
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In Los Santos nehmen wir einen Bus, der uns innerhalb einer Stunde zu einer Kreuzung bringt, wo wir den nächsten Bus in südlicher Richtung nach San Gil anhalten. Zum Glück hatten wir bereits vor der Wanderung in San Gil eine Reservierung vorgenommen, diesmal im Hostel El Dorado, das auch wirklich ein Zimmer für uns hat und von einem sympathischen Team junger Kolumbianer geführt wird.

Eingestellt von Daggi.Oli 18:11 Archiviert in Kolumbien Tagged round_the_world

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Kommentare

...krasse Vorstellung - in diesem Bett - in diesem Haus zu schlafen.
Sende heimelige Grüße aus Berlin

von Michael

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