Der Choro Trail
Von La Cumbre nach Coroico
07.08.2010 - 09.08.2010
16 °C
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Die Reiseroute
auf Daggi.Oli's Reise-Karte.
Der „Choro“ Weg geht auf die Inkas zurück, die ihn angelegt haben, um aus dem subtropischen Coroico Obst und Gemüse in die Hochebene von La Paz zu transportieren. Auf großen Teilen des Weges ist noch heute die originale Pflasterung gut erhalten, was zwar historisch interessant ist, den Weg aber nicht unbedingt leichter zu gehen macht.
Der Pfad überwindet etliche Höhenmeter, die wir lieber bergab laufen, also von La Paz nach Coroico. Die Ausgangsstelle, La Cumbre, ist in rund dreißig Minuten von La Paz aus mit dem Bus zu erreichen. Gegen kurz nach sieben Uhr kommen wir an und es bietet sich ein fantastisches Panorama auf die umliegenden Gipfel.
Zunächst müssen noch ein paar Höhenmeter bergauf zurückgelegt werden bis zum Apacheta Chucura Pass auf 4860 Metern, die höchste Stelle der Wanderung. Trotz Karte und Wegbeschreibung ist es anfangs nicht leicht, den richtigen Weg zu finden und zum Glück begegnen wir, nachdem wir schon rund 20 Minuten sehr misstrauisch dem Pfad gefolgt waren, einem deutsch-holländischen Paar, das schon seit fünf Tagen unterwegs ist. Da sie uns entgegen kommen, wissen sie, dass der Weg, auf dem wir uns befinden, sicher nicht auf den Pass führt. 20 Minuten später sind wir wieder an der Abzweigung, die wir falsch genommen haben und folgen nun dem richtigen Weg gemeinsam.
Von oben ist die Strecke ins Tal deutlich zu erkennen und weitere Fehler sind so gut wie ausgeschlossen.
Am ersten Tag kommen wir mit Verlaufen, circa einer Stunde Pause und recht gemütlichem Tempo innerhalb von neun Stunden bis nach Challapampa auf 3200 Metern, überwinden also gute 1600 Meter Differenz. In Challapampa, das nur aus zwei Häusern besteht, schlagen wir zum ersten Mal unser in Arequipa erworbenes Zelt auf.
Relativ spät am zweiten Tag, um neun Uhr, machen wir uns wieder auf den Weg. Wir würden es gerne bis nach Sandillani schaffen, wo sich der in den 40er Jahren nach Bolivien eingewanderte, mittlerweile um die 80-jährige Japaner Tamiji Hanamura niedergelassen hat. Während der Überfahrt auf einem hoffnungslos überfüllten Boot ist seine ganze Familie ums Leben gekommen. Er erlaubt Wanderern in seinem japanischen Garten zu kampieren. Durch unseren späten Aufbruch kommen wir leider nur bis nach Bella Vista, etwa eine Wegstunde vor dem Haus von Tamiji Hanamura. Trotzdem sind es weitere 1200 Höhenmeter Differenz, die wir ins Tal laufen. Innerhalb dieses Tages ändern sich das Klima und die Vegetation erheblich.
Bella Vista ist leider bei weitem nicht so schön wie ein japanischer Garten, aber da wir einigermaßen geschafft um viertel vor sechs dort ankommen, entscheiden wir, unser Zelt vorsichtig auf der mit Hundekot verzierten Wiese aufzubauen.
Der dritte und letzte Tag führt nochmals 700 Höhenmeter ins Tal hinab nach Chairo. Die meisten Wanderer gehen die letzte Etappe bis nach Coroico nicht mehr, da der Weg hauptsächlich an befahrenen Straßen entlangführt und nicht so reizvoll ist wie die anderen Abschnitte. Unser Plan ist es, etwa eine Stunde weiter ins nächste Dorf zu laufen und dort einen Bus nach Yolosa oder, wenn wir ganz viel Glück haben, sogar bis nach La Paz zu nehmen. In Chairo gibt es zwar auch Transportmöglichkeiten, die werden jedoch monopolartig von einem Bruderpaar dominiert, die unverschämte Preise nehmen. Auf halber Wegstrecke werden wir von einem Führer angesprochen, der mit einem amerikanischen Pärchen unterwegs ist. Er bietet uns an, für 40 Bolivianos mit ihnen nach Yolosa zu fahren, was wir annehmen. Da die Amis noch am selben Tag einen Bus nach Copacabana nehmen möchten und rechtzeitig zurück nach La Paz müssen, rasen wir in fast der Hälfte der angegebenen Zeit nach Chairo, wo wir um kurz nach zwölf ankommen und sofort nach Yolosa gefahren werden. Wir freuen uns schon, schnell nach La Paz zurückzukommen und werden enttäuscht. Wegen eines Festes (falls noch nicht erwähnt, die ewige Feierei hier geht uns langsam auf die Nerven) sind sämtliche Minibusfahrer betrunken und fahren nicht, heißt also es gibt nur wenige Busse, die allesamt schon voll sind. Da die Fahrt annähernd zweieinhalb Stunden dauert, ist ein Taxi auch nicht ganz günstig. Den Amis ist ihre Fahrt nach Copacabana allerdings so wichtig, dass sie sich bereit erklären, den Großteil zu übernehmen. Unsere Alternative ist einige Stunden in der Sonne zu warten und so entscheiden wir, etwas mehr Geld für die Rückfahrt auszugeben, um noch Zeit in La Paz zu haben. Als das Taxi dort ankommt, erleben wir die nächste Überraschung. Der Fahrer hält irgendwo im nördlichen La Paz, sagt dies sei seine Station, weiter fahre er nicht. Wir alle hatten natürlich angenommen, er würde bis zum Busbahnhof fahren. So wird es leider mit der Fahrt nach Copacabana ziemlich eng.
Wir haben einen etwas entspannteren Zeitplan und bleiben zwei weitere Tage, um den Blog auf einen aktuelleren Stand zu bekommen. Anschließend geht es mit dem Flugzeug in den Dschungel von Bolivien.
Eingestellt von Daggi.Oli 21:46 Archiviert in Bolivien Tagged round_the_world