Salar de Uyuni - Salz, Vulkane und Geysire
22.08.2010 - 30.08.2010
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Die Reiseroute
auf Daggi.Oli's Reise-Karte.
Nach Rurrenabaque im bolivianischen Dschungel ist unser nächstes Ziel die Salzwüste von Uyuni im Hochland. Dafür sind allerdings einige Kilometer auf schlechten Straßen zurückzulegen, zunächst nach La Paz. Die Busfahrt dauert normalerweise rund 18 Stunden. Auf einspurigen Holperpisten an steilen Hängen klettert der Bus die Meter bis in die Hauptstadt hinauf. Wir verlassen Rurrenabaque um acht Uhr abends. In der Nacht erleben wir zwei Pannen, am Morgen halten wir in einem Dorf etwa fünf Stunden vor La Paz, der Busfahrer meint „kurze Pause von 30 Minuten“ und kommt nach zwei Stunden aus der Werkstatt zurück, wie wir dann erfahren. Schließlich erreichen wir nach insgesamt 21 Stunden La Paz. Da wir keine Lust haben, eine weitere Nacht dort zu verbringen, entscheiden wir, dass noch ein paar Stunden mehr im Bus nicht schaden, nehmen ein Taxi zum Busterminal und haben Glück, ohne Wartezeit einen Bus nach Oruro zu bekommen. Immerhin ist diese Fahrt unspektakulär und vier Stunden später sind wir am Ziel angekommen.
Am folgenden Morgen gilt unser erster Besuch dem Fahrkartenschalter am Bahnhof. Wir bekommen noch Plätze im Zug am gleichen Tag nach Uyuni. Die gesamte Reise nach Uyuni stand lange Zeit auf der Kippe. Wegen politischer Streitereien hatte die lokale Bevölkerung über Wochen die Zufahrtsstraßen in die Wüste blockiert, es kam zu Feindseligkeiten auch gegenüber Touristen. Nur eine Woche zuvor waren die Differenzen beigelegt und die Blockaden aufgehoben worden. So erleben wir doch noch diesen Höhepunkt von Bolivien.
Der Zug fährt nicht schneller als die Busse auf den Schotterpisten und benötigt sieben Stunden, um Uyuni zu erreichen, ist aber natürlich wesentlich bequemer und außerdem eine sehr willkommene Abwechslung nach der langen Zeit auf der Straße. Um halb elf Uhr nachts werden wir am Bahnhof schon von diversen Touranbietern und Hostelbesitzern empfangen, die versuchen, uns ihr jeweiliges Angebot schmackhaft zu machen. Am nächsten Tag beschäftigen wir uns ernsthaft mit den Touren in die Salzwüste. Hier sind sich Uyuni und Rurrenabaque sehr ähnlich. Es gibt unzählige Anbieter, die sich selbst erhebliche Konkurrenz machen, was sich leider manchmal auf die Qualität niederschlagen kann.
Eigentlich wären wir, wie immer, gerne auf eigene Faust in die Salar de Uyuni gefahren, dies ist jedoch leider nur mit ziemlichem Aufwand zu realisieren. Wegen der großen Entfernungen der einzelnen Sehenswürdigkeiten benötigt man auf jeden Fall ein eigenes Fahrzeug, das man natürlich nicht in Uyuni mieten kann, sondern nur in weiter entfernten, größeren Ortschaften. Der Unterboden des Fahrzeugs sollte wegen des agressiven Salzes besonders behandelt werden. Und dann ist es noch nicht sicher, dass man den richtigen Weg durch die Wüste findet. Also entscheiden wir schweren Herzens, wie schon im Dschungel, uns einer geführten Tour anzuschließen.
Während unserer Suche nach dem passenden Angebot lernen wir zwei weitere deutsche Pärchen kennen. Ina und Philipp saßen schon im Zug schräg hinter uns. Die zwei treffen noch Kerstin und Robert, die sie bereits in Peru kennengelernt hatten. Insgesamt sind wir nun also zu sechst, was genau einer vollen Jeep-Besetzung entspricht. Da wir alle in etwa ähnliche Vorstellungen der Tour haben, liegt es nahe, dass wir uns zusammenschließen. Der Anbieter Quechua Connection erfüllt am Ende unsere Vorstellungen inklusive aller Sonderwünsche am besten.
1. Tag: Salzwüste, Isla Incahuasi
Am folgenden Tag fahren wir aus Uyuni um zehn Uhr vormittags ab. Vom Städtchen Colchani aus betritt man zum ersten mal die größte Salzwüste der Welt. Ein ausgetrockneter See hat die über 12.000 Quadratkilometer große Fläche auf einer Höhe von 3653 Metern hinterlassen. Am Rand der Wüste, in der Nähe von Colchani, sind in Form von aufgeschütteten Haufen deutliche Anzeichen der Salzgewinnung zu sehen.
Alles im Dorf dreht sich alles um Salz, selbst die Häuser sind aus Salzblöcken gebaut.
Nach einem kurzem Stopp geht es tiefer in die Wüste hinein.
Durch die unglaubliche Weite der weißen Fläche, die dem Auge keinerlei Anhaltspunkte bietet, lassen sich in der Wüste recht ungewöhnliche Fotos schießen.
Während sich die einen noch mit den Fotos beschäftigen, darf die andere Hälfte unserer Gruppe die Landschaft anders erleben als nur vom Auto aus. Auf dem Fahrrad ist das Gefühl der Stille, der Unendlichkeit und der Unwirklichkeit dieser Landschaft noch viel stärker.
Das Fahrradfahren bringt uns einen weiteren Vorteil, wir verlieren Zeit. Aus diesem Grund sind bei unserem nächsten Stopp bereits alle anderen Gruppen weitergefahren und wir haben die Isla Incahuasi, die sonst ziemlich überlaufen ist, vollständig für uns alleine.
Die erste Nacht verbringen wir in der Nähe des Vulkans Tunupa, den wir am nächsten Tag besteigen möchten.
2. Tag: Vulkan Tunupa, Gruta de las Galaxias, Cueva del Diablo
Um sieben Uhr beginnen wir die Wanderung auf einer Höhe von 3800 Metern. Den roten Hügel links soll es am Grat hinaufgehen bis auf rund 5100 Meter.
Nach zweieinhalb Stunden erreichen wir den Anfang des roten Hügels auf 4700 Meter, von wo sich schon fantastische Blicke über die Salar bieten.
Die meisten Touranbieter drehen an diesem Punkt um. Wir dürfen die Besteigung fortsetzen. Ein Teil unserer Gruppe geht nun nach rechts an den unteren Kraterrand weiter, während wir uns an den steilen Aufstieg machen. Um kurz nach elf Uhr kommen wir an den höchsten Punkt, der ohne technische Schwierigkeiten zu erreichen ist. Die Mühe lohnt sich, die Aussicht ist atemberaubend.
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Der erste Teil des Abstiegs ist fast so toll wie eine Achterbahnfahrt. In etwa 200 Höhenmeter können wir über ein steiles Geröllfeld absteigen, oder besser abfahren.
Der Rest des Weges zieht sich dann ziemlich und wir kommen erschöpft unten an. Normalerweise hätte noch die Besichtigung von ein paar alten Mumien, die in einer Höhle unten am Berg liegen, auf dem Programm gestanden. Am Eingang zur Höhle schließt jedoch ein anderer Guide gerade das Tor und rückt den Schlüssel nicht raus, weil wir unsere Eintrittskarten nicht vorweisen können. Diese liegen nicht weit entfernt im Auto. Überraschend, in Bolivien Leute von deutscher Beamtenmentalität zu treffen.
Nach dem Mittagessen fahren wir auf unseren Wunsch weitere Sehenswürdigkeiten an, die nicht in der Standardroute enthalten sind. Auf dem Weg dorthin sehen wir unseren ersten Flamingo, die später noch zu hunderten auftauchen werden.
Nach einer Stunde Fahrtzeit erreichen wir die Gruta de las Galaxias, eine Höhle übervoll von Stalaktiten.
Direkt daneben liegt die Cueva del Diablo, eine Grabstätte aus in etwa der gleichen Zeit, aus der auch die Mumien stammen, die wir nicht besichtigen konnten. In diesem Fall handelt es sich um eine Höhle, in der sehr viele kleine Gräber mit Knochenresten zu finden sind. Ihren Namen trägt sie, weil ein Mädchen aus einem der umliegenden Dörfer unter mysteriösen Umständen tot in der Höhle aufgefunden wurde. Als wir wieder ins Freie treten ist die Sonne schon untergegangen. Trotzdem müssen wir noch eine weitere Stunde mit dem Jeep über Sandpisten fahren, um eine Unterkunft für die Nacht zu erreichen.
Tag 3: Vulkan Ollagüe, Flamingo-Lagunen, Árbol de Piedra, Laguna Colorada
An diesem Tag kommen wir wieder auf den ausgetretenen Gringo-Trail, auf dem sich alle Standardtouren bewegen. Man bemerkt dies sofort an der Häufigkeit, mit der man andere Jeeps sieht. An allen Punkten der Tagesetappe trifft man die gleichen Gruppen wieder. Der Tag ist geprägt von langen Fahrten, unterbrochen durch kurze Fotopausen. Der erste Halt ist der aktive Vulkan Ollagüe, was wesentlich spektakulärer klingt als es ist. Man sieht lediglich einen Berg, hinter dem eine kleine Rauchwolke hervortritt.
Der nächste Programmpunkt sind drei Lagunen, in denen Flamingos auf Nahrungssuche zu beobachten sind. Es ist schon überraschend, dass in unseren Breitengraden Flamingos immer mit Sonne, Palmen und angenehmen Temperaturen verbunden werden, während die Vögel hier auf 4000 Metern Höhe das Eiswasser durchwaten.
Eine weitere Stunde im Jeep später reihen wir uns in die Schlange ein, um den Árbol de Piedra, den Steinbaum, zu fotografieren, eine Gesteinsformation, die durch Erosion die Form eines Baumes angenommen hat.
An der letzten Sehenswürdigkeit verbringen wir auch die Nacht, an der Laguna Colorada, einer Lagune, die durch Algen und Plankton eine rötliche Farbe angenommen hat.
Wir haben schon vorher gehört, dass dies die kälteste Nacht der Tour werden soll. Sie kündigt sich schon während des Wegs zum Aussichtspunkt auf die Lagune durch einen extremen, eisigen Wind an und in der Nacht herrschen dann auch etliche Minusgrade, die ohne zusätzlichen Schlafsack in der Unterkunft nur schwer zu überstehen gewesen wären.
Tag 4: Geysire Sol de Mañana, Rocas de Dalí, Laguna Verde
Zu allem Überfluss müssen wir in der Kälte am nächsten Tag um fünf Uhr früh aufstehen. Der Grund sind die Geysire Sol de Mañana, die morgens am aktivsten sind. Es lohnt sich. Man kann sich an manchen wenigstens die Hände wärmen. Nicht nur das, die ganze Gegend ist überwältigend.
Den anschließenden Besuch eines Thermalbeckens mit heißem Schwefelwasser nutzt von unserer Gruppe niemand, obwohl die Außentemperaturen mittlerweile auf ein halbwegs erträgliches Maß angestiegen sind. Noch vor einigen Wochen hatte es nachts in der Gegend -25° gehabt, so dass das Becken vollkommen leer blieb. Bei unserem Besuch wissen wenigstens andere Gruppen das Angebot zu schätzen und stürzen sich ins übel riechende Wasser, obwohl niemand beim Herauskommen sonderlich glücklich aussieht.
Die Fahrt geht weiter Richtung chilenischer Grenze. Auf dem Weg durchqueren wir einen Teil der Wüste, der sich Rocas de Dalí nennt, weil die herumliegenden Steine so aussehen, als hätte sie der Meister selbst dort platziert.
Unser letzter Besuch in Bolivien gilt der Laguna Verde auf einer Höhe von 4400 Meter. Die grünliche Farbe des Wassers kommt von einer hohen Konzentration von Blei, Schwefel, Arsen und Kalziumkarbonaten. Die Zusammensetzung des Wassers und starke Winde sorgen dafür, dass der See bis zu einer Temperatur von unter -21° flüssig bleibt.
Anschließend werden wir zur Grenze gefahren, wo wir zusammen mit Ina und Philipp in einen Bus einsteigen, der schon voll mit Gringos besetzt ist, die alle nach San Pedro de Atacama in Chile möchten. Leider fällt unterwegs Inas neuer Rucksack vom Pickup, was uns vier Stunden Diskussionen mit dem Chef und der Polizei im Büro des Transportunternehmens in San Pedro beschert. Irgendwann sind wir die Sache leid und ziehen mit einer Entschädigung ab, die dem Schaden des Rucksacks nicht entspricht, aber wohl das Maximum ist, was die Leute in einer Niedriglohngegend aufbringen können. Immerhin finden wir in San Pedro ein schönes Hostel, das Casa de los Músicos. Der chilenische Musiker Miguel und die Französin Brigitte sorgen dafür, dass wir uns ausgesprochen wohl fühlen und einen Entspannungstag bei ihnen sehr genießen.
Eingestellt von Daggi.Oli 19:34 Archiviert in Bolivien Tagged travelling round_the_world salar_de_uyuni vulkan_tunupa salz
Hallo Ihr Beiden,
nach Eurem Bericht über Columbien müssen wir jetzt wohl auch nach Bolivien reisen, wer hätte das gedacht? Übrigens kam vor ein paar Tagen die Karte aus Galapagos an, über Chile, mit einem lustigen Gruß des "Briefträges".
LG Tobi &Inge
von inge