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Bariloche - Ankunft in der Schweiz

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Der Nachtbus aus Santiago de Chile erreicht Osorno gegen 6.30 Uhr in der Früh. Feine Regentropfen hängen in der Luft, alles ist grau vor Nebel. Zum Glück hat ein Supermarkt schon geöffnet und wir bekommen ein Frühstück. Sämtliche deutschen Bäckereien haben jedoch geschlossen und werden, wie wir bald feststellen, auch nicht öffnen, da wir uns leider einen Sonntag für die Ankunft ausgesucht haben. Also machen wir uns vorerst auf die Suche nach einer Unterkunft. An insgesamt drei Türen klingeln wir und obwohl es mittlerweile zwischen acht und neun Uhr ist, bleiben alle Türen verschlossen und wir ohne Unterkunft.

Osorno präsentiert sich uns nicht von seiner besten Seite. So fällt die Entscheidung leicht, auf deutsche Backwaren zu verzichten und direkt nach Argentinien, genauer nach Bariloche, weiterzufahren. Um zehn Uhr geht der nächste Bus, der angeblich schon um 14 Uhr am Ziel sein soll. Nach einem langwierigen Grenzübergang und mit einer Stunde Zeitverschiebung zu unseren Ungunsten kommen wir um 17 Uhr an. Als wir die Gegend rund um Bariloche erreichen, ist unser erster Gedanke: Wir sind in der Schweiz - Schnee bedeckte Berge, Gebirgsseen, Nadelwälder, Kühe und ein Baustil der stark dem der europäischen Alpen angelehnt ist.
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Plötzlich macht sich auch bemerkbar, dass wir in touristisch entwickelten Ländern angekommen sind. Die Touristeninformation, die sinnvoll direkt im Busterminal zu finden ist und nicht wie bisher meist am anderen Ende der Stadt, ist sehr hilfreich und nennt uns die mit Abstand günstigste Unterkunft im ansonsten recht teuren Bariloche. Jetzt zahlt sich die Entscheidung, den Süden anzusehen im wörtlichen Sinne aus. Der Frühling hält erst langsam Einzug und die Touristenströme lasse noch auf sich warten. Die Hostels stehen ziemlich leer und vermieten Mehrbettzimmer zu günstigen Preisen als Einzelzimmer.

Unseren ersten Tag in Bariloche verbringen damit, uns zu orientieren. Im Winter ist die Gegend eines der wichtigsten Skizentren Argentiniens, im Sommer ein großes Wandergebiet. Jetzt, Mitte September, sind die Skifahrer noch klar in der Überzahl. Vom andinen Bergverein erfahren wir, dass zwei Wege zur Zeit mit Schneeschuhen begangen werden können. Wir entscheiden uns für Wanderungen im Tal und ohne Schnee, sind sogar noch fauler und mieten für einen Tag ein Auto, um uns ganz das Laufen zu sparen.

Der erste Ausflug, noch ohne Auto, führt zum Cerro Campanario, ein kleiner Hügel am Ufer des Lago Nahuel Huapi. Der Gipfel ist vom amerikanischen Naturmagazin National Geographic zu einem der zehn schönsten Orte der Welt gekürt worden. An dieser Stelle verlassen wir die uns sonst auferlegte journalistische Neutralität und bezeichnen eine solche Liste als Quatsch, da Schönheit nicht nur sehr subjektiv ist, sondern auch stark von der Stimmung des Betrachters, dem Wetter und vielen weiteren Faktoren abhängt. Der Blick von oben ist allerdings auch für uns traumhaft und dürfte nur wenige Menschen unberührt lassen, wie vielleicht das folgende Panorma zeigt.
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Der nächste Tag führt uns, nun mit Auto, in einen etwas entfernter gelegenen Nationalpark mit dem gleichen unaussprechlichen Namen wie der oben erwähnte See. Diverse Touranbieter fahren täglich von Bariloche aus mit Kleinbussen in den Park, jedoch schon zu zweit kommt die Automiete günstiger als der Tourpreis. Wir genießen die so gewonnene Freiheit und nach etlichen tausend Kilometern im Bus bestimmen zum ersten Mal wieder wir selbst, wann und wo gehalten wird. Der erste Stopp im Nationalpark gilt dem Wasserfall Los Alerces, wo wir, bevor wir doch ein paar Meter gehen müssen, einen kurzen Regenschauer in einem kleinen Ausflugslokal bei Kaffee und Torta Frita (fettige Stückchen aus gebackenem Bierteig) überbrücken.

Leider haben wir uns nicht den schönsten Tag für unseren Ausflug ausgesucht. Auch unser nächstes Ziel, der Cerro Tronador mit dem Ventisquero Negro (einem schwarzen Gletscher) zeigt sich nur unvollständig. Der Name, von tronar (donnern) kommt daher, dass auf der chilenischen, uns abgewandten Seite, häufig Lawinen donnernd zu Tal gehen, die man zwar nicht sehen, aber noch immer hören kann.
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Uns scheint der Name maßlos übertrieben, denn außer lärmenden Besuchergruppen hören wir leider gar nichts. Auch nachdem außer uns alle abgezogen sind bleibt es viel zu still. Das Warten auf den Rückzug der Busgruppen hat immerhin noch den Vorteil, dass wir, wieder am Auto angekommen, uns in Ruhe den vermutlich weltweit einzigen Raubvogel ansehen können, der das Verhalten von Spatzen an den Tag legt. Während wir im Auto sitzen hüpft und schleicht er ständig um uns herum, in der Hoffnung, noch einen Happen Fressen abzubekommen.
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Nach diesem Highlight begeben wir uns auf den Rückweg, um unseren Rabattgutschein für Schokolade, den wir von der Autovermietung erhalten haben, einzulösen. Bariloche ist nämlich nicht nur für die schöne Landschaft berühmt, sondern auch für die sehr gute Schokolade, die es dort gibt. In etwa jedes dritte Geschäft in der Hauptstraße verkauft Schokolade aus eigener Herstellung. Dank des Gutscheins leisten wir uns ein wenig und können bestätigen, dass sie tatsächlich ziemlich gut ist. Besonders nachdem ausnahmslos alle zuvor besuchten Länder nur miserable Qualität im Angebot hatten. So gestärkt können wir uns wieder in den Bus setzen, um in knapp über 13 Stunden einmal Argentinien von West nach Ost zu durchqueren.

Eingestellt von Daggi.Oli 00:35 Archiviert in Argentinien Tagged argentina bariloche round_the_world cerro_campanario cerro_tronador

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