Bei den Kumpels
Die Minenstädte Port Hedland und Karratha
11.11.2010 - 15.11.2010
43 °C
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Die Reiseroute
auf Daggi.Oli's Reise-Karte.
Port Hedland und Karratha müssen wir passieren. Sie liegen auf der Strecke Richtung Süden. Viele Reisende mit Work & Holiday Visum bleiben etwas länger, weil dort mit die besten Löhne Australiens gezahlt werden. Bis 28$ pro Stunde, auch für ungelernte Arbeiter, sind keine Seltenheit. Die Reisekasse lässt sich also ziemlich schnell wieder auffüllen.
Eisenerz wird in der Gegend gewonnen. Die hohen Löhne müssen gezahlt werden, weil es nur wenig weitere Anreize zu bleiben gibt. Als Besucher kann man einen Tag lang den Gigantismus der Minengesellschaften bewundern.
In Australien ist alles etwas größer. Das beginnt bei den Essensportionen im Supermarktregal (es gibt hier ein schwerwiegendes Problem mit Übergewichtigkeit), geht weiter auf der Straße (siehe die oben erwähnten Road Trains) und findet seinen Gipfel bei den Minen. Das Eisenerz wird auf privat betriebenen Schienennetzen transportiert. Die Züge, die typischerweise dort fahren, sind über dreieinhalb Kilometer lang. Um das Gesamtgewicht von 26.000 Tonnen zu ziehen, werden sechs Lokomotiven mit jeweils 6.000 PS benötigt.
Nachdem alles von den Minen dominiert wird, ist die Touristeninformation von Port Hedland vielleicht ausschließlich auf Fragen zu diesen Themen vorbereitet. Sie sind zwar sehr nett, geben uns aber die Information, dass die Meeresschildkröten, die es auch hier gibt, am wahrscheinlichsten um sechs Uhr früh am Strand zu beobachten seien. Als wir dort ankommen, sehen wir nur noch deren Spuren, die sie während der Flut in der Nacht hinterlassen haben.
Also fahren wir in die nächste Minenstadt Karratha weiter. Dort soll es auch Möglichkeiten zur Beobachtung geben. Auf dem Weg machen wir noch bei diversen schönen Aussichtspunkten über das Meer halt. Als wir beim sogenannten Settler Beach wieder ins Auto steigen und losfahren möchten, passiert fast nichts. Die Automatik steht auf „D“, der Fuß auf dem Gas und trotzdem kommen wir kaum von Fleck. Wir checken sofort das Getriebeöl, überprüfen jeden Schalter für die Automatik, nichts, alles sollte funktionieren. Trotzdem verhält sich das Auto so, als würde es in der Stellung „D“ exklusiv den dritten Gang verwenden. Wie sich viel später herausstellt, ist das tatsächlich so.
Wir fahren also zunächst direkt nach Karratha, was wir zum Glück sowieso vorhatten und rufen wieder die Dame unserer Autovermietung an. Die verkündet, dass am Freitag Nachmittag keine Werkstätte mehr offen hätte und wir bis Montag warten müssten. Toll, das Wochenende in Karratha, wir können uns schönere Orte vorstellen, um festzuhängen. Wir verbringen die Tage meist im Shopping Center und bei McDonalds, weil wir zum einen unser Auto nicht allzu viel bewegen möchten und es dort Internetzugang in klimatisierten Räumen gibt.
In einer Nacht versuchen wir nochmals unser Glück mit den Schildkröten. Am Cleaverville Beach etwas außerhalb von Karratha stellen wir den Wecker auf drei Uhr nachts, eine Stunde bevor die Flut ihren höchsten Punkt erreicht hat. Leider ist der Mond um die Zeit schon wieder untergegangen. Es ist stockdunkel und wir sehen nichts, gar nichts. Wahrscheinlich war um uns herum alles voller Schildkröten. Es darf jedoch kein Licht benutzt werden, da sie sonst gestört werden und zurück ins Meer gehen. Wir gehen also zurück ins Bett und schlafen weiter.
Am Montag früh gilt unser erster Besuch der Werkstatt. Die sagt uns vor Dienstag ginge gar nichts. Unsere Autovermietung schlägt vor, wir könnten uns eine beliebige andere Werkstatt in der Stadt suchen, sie würden selbstverständlich die Kosten übernehmen. Uns bleibt nichts anderes übrig, wir suchen und finden zwei. Beide schlagen uns Termine gegen Ende der Woche vor. Einer wenigstens hört sich das Problem genauer an und meint, er wäre ziemlich sicher, es liege an der Elektronik, wir könnten auch bei Autoelektronikern nachfragen. Wir finden einen, der so nett ist, uns um 15 Uhr dazwischen zu schieben. Leider erfolglos, der Computer ist nicht kompatibel und liefert kein Ergebnis. Sie schlagen eine weitere Werkstatt vor, die hätten das modernste Analysegerät in der Stadt. Wir fahren sofort hin. Dort schnappt sich der Mechaniker ohne zu zögern den Computer, kommt mit uns zum Auto und probiert alle Typenmodelle des Mitsubishi Delica – erfolglos, kein Ergebnis. Er meint noch Mitsubishi und Mazda wären „a pain in the ass“ und bestätigt damit, was andere Mechaniker vor ihm schon ähnlich formuliert haben.
Ein neuer Anruf bei unserer Autovermietung. Sie schlägt vor, mit dem Auto nach Exmouth zu fahren, wo sie eine eigene Werkstatt oder ein anderes Fahrzeug hätten. Dort möchten wir zwar auch hin, aber vorher gibt es noch zwei Nationalparks, die nicht auf der direkten Strecke liegen. Wir haben also keine große Lust, 600 Kilometer nach Exmouth zu fahren, um dann wieder umzukehren. Unsere Forderung, uns das Ersatzauto von Exmouth nach Karratha zu bringen, kann nicht erfüllt werden, da es angeblich kein Personal gibt, um dies zu erledigen.
Während des Anrufs lässt sie sich das Problem nochmals genau beschreiben und hält immer wieder Rücksprache mit irgendjemandem. Anscheinend einem eigenen Mechaniker, denn auf einmal glaubt sie, es müsse nur der Luftfilter gereinigt werden und verkündet stolz, das würde sofort gemacht werden, wir sollten in ihre Vertragswerkstatt fahren, die uns heute früh noch auf morgen vertröstet hatte. Dort angekommen, weiß niemand von unserem Besuch. Wir rufen wieder unsere Lady an und schildern unsere Verwirrung. Sie lässt sich an das Werkstattpersonal weiterreichen und spricht eine ganze Weile mit dem Serviceleiter. Der kommt nach dem Telefonat auf uns zu, bittet uns erneut, das Problem zu beschreiben und winkt ab, kaum beginnen wir zu sprechen. Er glaubt, wir hätten ein elektronisches Problem, das niemand in der ganzen Stadt analysieren könne. Er wolle den Wagen gar nicht sehen. Das hat sie gut hinbekommen, unsere Service-Dame.
Was bleibt, als wieder mit ihr zu sprechen. Ihre erste Frage: „Und, wie habt ihr euch entschieden?“ verschlägt uns die Sprache. Nachdem wir sie wiedergefunden haben, führen wir ein weiteres langes Telefonat, in dem sie uns keine Lösung anbieten kann. Da wir nicht bis ans Ende unserer Tage in Karratha bleiben möchten, sondern eigentlich hier sind, um Australien zu sehen, entscheiden wir, im dritten Gang 450 Kilometer nach Tom Price zu fahren, wo es angeblich eine große, gute Werkstatt gibt. Der Vorteil von Tom Price, es liegt wenigstens auf dem Weg zum nächsten Nationalpark. Wir müssen nur einen kleinen Umweg fahren. Als wir verlangen, dass die Autovermietung für den höheren Benzinverbrauch aufkommt, meint sie, nur weil wir glaubten, das Auto verbrauche mehr, würde niemand in der Firma uns das zusagen. Es könne erst entschieden werden, wenn wir alle Tankbelege aufheben und am Ende mit den notierten gefahrenen Kilometern einreichen würden.
Das eigentlich schockierende ist aber, dass sie von uns verlangen, mit einem derart defekten Fahrzeug weiterzufahren. Der von uns selbst gereinigte, wie neu aussehende Luftfilter hat am Problem natürlich nichts verändert. Bis jetzt bleibt uns leider nur der Schluss: Finger weg von Wicked Campervans. Nach allem was wir bisher gehört haben, hat die Konkurrenzfirma Travellers Autobarn einen recht guten Ruf.
Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen! Fortsetzung folgt...
Eingestellt von Daggi.Oli 16:49 Archiviert in Australien Tagged australien round_the_world port_hedland minen karratha wicked_campervans travellers_autobarn