Der erste Kontakt mit Staat und Leuten in Yangon (Rangun)
23.01.2011 - 25.01.2011
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Die Reiseroute
auf Daggi.Oli's Reise-Karte.
Obwohl die Militärregierung im Jahr 2005 Naypyidaw zur Hauptstadt erklärt hat, bleibt Yangon das Zentrum des Landes. Sofern vorhanden, finden sich ausländische Vertretungen hier und Firmen legen ihren Hauptsitz eher nach Yangon als nach Naypyidaw. Auch alle Touristen kommen momentan in der größten Stadt des Landes an, da wieder einmal sämtliche Grenzübergänge auf dem Landweg gesperrt sind.
Wir hatten in Kuala Lumpur bereits über Couchsurfing mit einem Burmesen Kontakt aufgenommen. Saya AG ist 50 Jahre alt und unterrichtet Englisch und Mathematik. Ausländer dürfen grundsätzlich nicht bei Einheimischen übernachten. Deshalb kann er uns, obwohl er ausreichend Platz hätte, „nur“ vom Flughafen abholen und uns die Stadt zeigen.
Noch während wir in der Schlange zur Einreise stehen, sehen wir ihn mit breitem Grinsen hinter der Glasabsperrung stehen, einen ausgedruckten Zettel in der Hand mit unserem Profilfoto aus Couchsurfing, unseren Namen und einem großem „Welcome to Myanmar“. Nachdem wir die Prozedur mit Stempeln und Fotos hinter uns gebracht haben, stehen wir ihm direkt gegenüber.
Zwei Dinge fallen sofort auf. Erstens, er trägt einen Rock, einen sogenannten Longyi. Eigentlich ist es nur ein Tuch, das um die Hüften gewickelt und verknotet wird. Kurz darauf bemerken wir, dass diese traditionelle Bekleidung der Männer von so gut wie jedem hier getragen wird. Nur die jungen, ganz hippen, sieht man manchmal in Jeans. Und zweitens, er kaut die ganze Zeit auf irgendetwas herum, was ihm die Zähne komplett rot verfärbt. Auch dieses Rätsel löst sich schnell. Er ist bei weitem nicht der einzige, der dem Laster frönt. Es handelt sich um eine in Blätter eingewickelte und mit Kalk bestäubte Betelnuss, die in der Backentasche langsam zerkaut wird.
Der austretende rote Saft ist verdauungsfördernd und tötet Darmparasiten. Allerdings wird er nicht geschluckt. In den vollen Straßen spucken die Burmesen – und nicht nur die Männer – nach Herzenslust ihren Saft auf den Boden, weshalb ein Spaziergang ein wenig einem Hindernislauf ähnelt. Leider wird nicht nur der Saft gespuckt. Die Burmesen teilen die Unsitte mit den Chinesen, dass immer wieder Schleim lautstark aus dem Rachenraum hochgezogen wird, mit dem dann das gleiche passiert wie mit dem Betelnusssaft.
Soviel also zu den etwas unangenehmen Eigenschaften dieses ansonsten überaus liebenswerten Volkes. Wir haben 2009 in Laos schon ähnliches erlebt, aber bei den Burmesen scheint die offene Freundlichkeit und Neugier gegenüber Fremden sogar noch etwas ausgeprägter zu sein. Unser Gastgeber AG, Saya steht übrigens für Lehrer, hat sich um alles gekümmert. Nachdem er telefonisch erfahren hat, dass in unserer Wunschunterkunft kein Zimmer mehr frei ist, organisiert er ein Taxi zu einer alternativen Bleibe, passt dabei auf, dass wir nicht zu viel bezahlen und führt uns am ersten Abend noch nach Chinatown, wo er sich sicher ist, dass wir das Essen gut vertragen.
Auch am folgenden Tag beim Geldwechsel, der eine kleine Wissenschaft ist, hilft uns AG. Es gibt staatliche Wechselstuben, privater Tausch ist eigentlich verboten und wird dennoch überall angeboten. Außerdem zu wesentlich besseren Kursen als beim Staat. Natürlich muss man ein wenig aufpassen, wenn man zum Beispiel auf dem Markt tauscht. Dort verschwindet schnell mal ein 50 Dollar-Schein. Deshalb nehmen wir einen geringfügig schlechteren Kurs in Kauf und tauschen bei einem äußerst professionellen privaten Anbieter mit Büro, Zählmaschinen und sogar Scheinen im Wert von 5000 Kyat (sprich: Tschat). Auf dem Markt erhält man meist nur Scheine zu 1000 Kyat, was angesichts der getauschten Summen, in unserem Fall zum Beispiel rund 600.000 Kyat, schnell zu riesigen Geldstapeln führt.
Interessant ist auch der Gegensatz zwischen den gebügelten Dollar-Scheinen, die ausschließlich akzeptiert werden und den Lappen der eigenen Währung, die im Land kursieren.
Der restliche Tag gibt schon in der Stadt einen Vorgeschmack auf das Land der tausend Pagoden. Besonders die riesige Shwedagon Pagode, der Legende nach 2500 Jahre alt, ist beeindruckend. Alles, was hier glänzt, ist wirklich Gold.
Neben den Sehenswürdigkeiten führen wir einige interessante Gespräche. Es wird nie offene Kritik ausgesprochen, aber in Nebensätzen klingt zum Beispiel durch, dass sich der Internet-begeisterte AG mehr Möglichkeiten und weniger Restriktionen wünschen würde. Er erzählt, dass eine SIM-Karte für ein Mobiltelefon 500 Dollar kostet, eine Summe, die sich nur wenige regierungsnahe Burmesen leisten können.
Der 82-jährige Opa, der irgendwie zum Inventar unserer Unterkunft gehört, wird schon deutlicher, als er ganz offen in hervorragendem Englisch das jetzige Schulsystem kritisiert. Seine Generation hätte unter den Briten noch gutes Englisch gelernt, während die heutigen Schüler nichts mehr beigebracht bekämen. Um Tourismus und internationale Handelsbeziehungen zu fördern, wäre Englisch aber natürlich unerlässlich.
Man erlebt im Land eine Regierung, die vieles unternimmt, um ihre Bevölkerung unmündig zu halten. Kommunikationsmittel werden beschnitten oder nur wenigen zugänglich gemacht, das Bildungsniveau wird gesenkt. Unser Vorsatz, dem Staat während unserer Reise so wenig Geld wie möglich zukommen zu lassen, wird innerhalb kürzester Zeit also nur bestärkt. Ganz kann man es leider nicht vermeiden, manche Eintrittsgelder müssen gezahlt werden und vermutlich werden wir für eine Strecke, wenn auch zähneknirschend, den Zug nehmen. Zunächst geht es allerdings nach einem Tag Aufenthalt in Yangon mit dem Nachtbus nach Bagan.
Eingestellt von Daggi.Oli 00:37 Archiviert in Myanmar Tagged yangon myanmar round_the_world birma rangun
liebe dagmar,lieber olli
hab grad hier reingespitzt...tolle fotos u kommentare...wir sind wieder gelandet...kalt!
schön euch kennengelernt zu haben,passt auf euch auf...bis hoff bald
boris u raimund
von boris