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Kalaw – Wo Militärs golfen gehen

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View Die Reiseroute auf Daggi.Oli's Reise-Karte.

Die Anreise von Hsipaw nach Kalaw gestaltet sich lang und zäh. Leider müssen wir über Mandalay fahren, wohin es zwei Busse gibt, einen um 5.30 Uhr und einen um 6.30 Uhr. Der frühere ist etwas komfortabler und da wir mittlerweile schon genügend authentische Busfahrten hinter uns gebracht haben, entscheiden wir uns für diesen.

Nach sechs Stunden Fahrt kommen wir in Mandalay an, wo wir erfahren, dass wir, wie sollte es auch anders sein, zu einem anderen, sieben Kilometer entfernten Busterminal müssen und außerdem der nächste Bus nach Kalaw erst um 18.30 abfährt. Also lassen wir uns mit dem gesamten Gepäck auf zwei Motorrädern zum nächsten Termin fahren, kaufen dort unsere Tickets und warten.

Als wir schließlich kurz vor sechs in den Bus einsteigen, erleben wir eine böse Überraschung. Er verfügt nicht einmal über eine ordentliche Frischluftzufuhr, die Luft ist zum Schneiden. Die Rückenlehne eines unserer Sitze ist kaputt und bleibt in einer Position stehen, die ziemlich unangenehm auf den Steiß drückt. Die Beinfreiheit ist eher dem asiatischen Körpermaß als dem unseren angepasst. Immerhin ist nicht der komplette Fußraum mit Reissäcken ausgelegt, wie das andere Reisende schon erlebt haben. Trotzdem sind wir heilfroh als wir nach acht Stunden um 2.30 Uhr nachts in Kalaw ankommen. Wegen der späten Stunde hatten wir uns angekündigt und werden netterweise sogar abgeholt. Unser Zimmer ist ein eiskaltes Loch, das Bad außerhalb in einem inakzeptablen Zustand. Zum Glück können wir am nächsten Morgen nach dem Frühstück das Zimmer tauschen.

Im Dorf wimmelt es nur so von Unterkünften. Es ist offenbar ein beliebtes touristisches Ziel. Die meisten kommen hierher, um innerhalb von drei Tagen mit geführten Touren nach Inle zu laufen. Unsere Weigerung zu wandern hält weiter an. Wir entscheiden, keine Tour zu unternehmen sondern versuchen, auf eigene Faust die umliegenden Hügel ein wenig zu erkunden. Allerdings müssen wir zuvor einen Tag Pause einlegen, um leichte Verdauungsschwierigkeiten bei Daggi auszukurieren.

Um uns nicht sofort zu überanstrengen, besuchen wir einen Tag später nur einen Markt im nächsten Dorf Aung Pang.
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Dann geht es endlich auf die große Wanderung. Aus dem Reiseführer haben wir eine unbrauchbare Karte, aber dank ihr wissen wir immerhin, dass unser Ziel, ein nepalesisches Restaurant mit dem vielversprechenden Namen „Viewpoint“, in südwestlicher Richtung liegt.

Also folgen wir dem Kompass, fragen immer wieder, werden häufig nur verständnislos angeguckt, aber auch zwei, drei Mal verstanden und erreichen tatsächlich nach knapp zweieinhalb Stunden, vermutlich mit dem ein oder anderen Umweg, das Restaurant. Es bietet wirklich einen schönen Blick.
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Kurze Zeit später treffen drei größere Gruppen ein, die sich auf dem dreitägigen Marsch nach Inle befinden. Wir fragen einen der Führer, ob wir, wie in unserer Karte eingezeichnet, eine Schleife zurück laufen können. Seine erste Antwort: „nein“! Doch dann gibt er uns trotzdem den entscheidenden Hinweis auf eine leicht zu übersehende Abzweigung. Nachdem wir die genommen haben, laufen wir wieder stur unserem Kompass folgend in die entgegengesetzte Richtung. Der Weg führt durch den Wald, an kleinen Bächen und wenig später an Reisterrassen entlang.
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Als uns noch vielleicht eine Stunde Fußweg vom Dorf trennt, überholt uns ein Laster mit Straßenarbeitern. Kurz zuvor waren wir schon an ihnen vorbeigekommen, als sie noch Kies vom Laster auf den Weg entladen hatten. Jetzt bedeuten Sie uns, wir könnten auf der Ladefläche mitfahren. Den schönsten Teil der Strecke haben wir schon gesehen, warum also nicht. Interessant wird die Rückfahrt als wir eine Militäranlage passieren. Auf einmal sind teure Autos zu sehen, jede Wohnung besitzt eine Satellitenschüssel, die Geschäfte innerhalb der Anlage wirken sauber und gepflegt. Kurz hinter dem Gelände schließt ein Golfplatz an. Es wird sehr deutlich, wohin in diesem Land das Geld fließt.

Eine weitere Beobachtung machen wir in Kalaw. Die Menschen sind nicht mehr ganz so freundlich. Nicht jeder auf dem Weg begrüßt uns mit strahlendem Lächeln. In anderen Gegenden haben zuverlässig alle Kinder „Ming Ga La Ba“, „hello“ oder gerne auch „bye bye“ gerufen. Hier ist das eher die Ausnahme. Ob es daran liegt, dass in Kalaw und Umgebung mehr Touristen unterwegs sind oder vielleicht an der stärkeren Militärpräsenz oder ob es einfach nur ein Mentalitätsunterschied ist, können wir nicht sagen. Für Inhaber von Geschäften jedenfalls bedeutet die Anwesenheit von Militär meist ein besseres Leben, da plötzlich Kaufkraft ins Dorf kommt.

Als Ausländer hat man nur sehr beschränkte Möglichkeiten, die Zusammenhänge zu verstehen. Es scheitert oft schon an der Verständigung, denn nur die wenigsten im Land sprechen ausreichend Englisch. Insgesamt leben in Birma 135 Volksgruppen, meist mit eigener Sprache. Viele werden unterdrückt und gezwungen Burmesisch zu sprechen. Unzählige Konflikte schwelen unter der Oberfläche und glaubt man der Regierung, werden sie in bestimmten Gebieten auch offen ausgetragen, denn Touristen dürfen sich nicht frei in allen Landesteilen bewegen. Wir hatten eigentlich geplant, noch weiter in den Norden zu fahren, mussten aber feststellen, dass unsere Reise in der Stadt Lashio beendet gewesen wäre. Gleichzeitig versucht man sich auf billigstem Niveau als heile Nation darzustellen. Hier ein Titelblatt der englischen Publikation „New Light of Myanmar“, Ausgabe vom 11.2.2011.
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Angesichts des Schreibstils und der Zusammensetzung der restlichen Beiträge, die größtenteils aus dem Internet zusammengeklaubt sind, stellt sich die Frage, an wen sich die Zeitung eigentlich richtet. Die eigene Bevölkerung wohl nicht, bleiben ausländische Bewohner und Touristen. In Anbetracht dieser Realsatire verbietet sich jeder weitere Kommentar.

Nachdem uns der Laster sicher durch die Militäranlage gebracht hat, springen wir im Dorf von der Ladefläche. Wir haben genug gesehen und beschließen am kommenden Tag abzureisen. Auf uns warten zwar keine drei Tage Wandern aber eineinhalb Stunden holperige Busfahrt an den den Inle See.

Eingestellt von Daggi.Oli 07:56 Archiviert in Myanmar Tagged trekking myanmar kalaw round_the_world birma militär

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Kommentare

Hallo Ihr Zwei,

kurze Frage zwischendurch: Was genau ist das auf Foto Nummer 3 v.o. ? Und viel wichtiger noch: habt Ihr das gegessen?
Viele Grüße
Jörg

von Jörg

Über Mandalay?
http://www.youtube.com/watch?v=H58tcUznWHY !!! ;)

Immerwieder schön, von euch zu lesen. Lasst bitte von euch hören wenn ihr zurück seid! :)

von Falk

Hi Joerg,

tja, hmmm, was das auf dem Foto ist, konnten wir selbst nicht so genau erkennen. Es mutet ein wenig wie vom Auto ueberrollte Ratte an. Obwohl wir in Ecuador zwar Meerschweinchen probieren wollten, konnten wir uns den Genuss dieses Tierchens nun doch nicht vorstellen.

Viele Gruesse,
Oli

von Daggi.Oli

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